Sonntag, 3. Juni 2012

Mal nachgerechnet... - Off Topic


In der Hamburger Mopo am Sonntag (3.6.12, S. 48/49) gab es einen langen "Wissensbericht" über die Vernichtung des Regenwaldes.

Den habe mit Interesse gelesen und mich hinterher gefragt ob der Autor, Michael Brettin, die Zahlen mit denen er dort jongliert mal nachgerechnet hat (toll, wofür man im Urlaub Zeit hat :-).

Im dritten Absatz schreibt er:
"Betrug die weltweite Regenwaldfläche 1950 noch 36 Mio Quadratkilometer (qkm) schrumpfte sie im Jahr 2003 auf 19 Mio qkm.
Jede Stunde fallen 17 qkmTropenwald, um Bau- und Brennholz... zu gewinnen, Rohstoffe abzubauen, Staudämme und Straßen zu bauen. D.h.:In jeder Sekunde verschwindet eine Waldfläche, die so groß ist wie ein Fußballfeld" (Originaltext von Herrn Brettin, leichte Einkürzungen von mir)
  
Beim Lesen hatte ich das Gefühl, die Zahlen wären nicht so ganz richtig. Aber sie sind völlig verkehrt und das würde ich gerne dokumentieren.

Herr Brettin schreibt:
In jeder Sekunde verschwindet eine Waldfläche, so groß wie ein Fußballplatz. Rechnen wir mal ein wenig herum:

Ein Fußballplatz ist 68*105m (FIFA Bestimmungen) = 0,00714 qkm groß.

Davor steht, dass jede Stunde 17 qkm Regenwald verloren gehen.
17 qkm : 60 Min = 0,28333 qkm/min  : 60 Sek = 0,00472 qkm/sek.
Das ist etwas weniger als 2/3 Fußballplatz  Aber Fußballplatz pro Sekunde klingt ja erst mal alarmierender als 2/3 eines Fußballplatzes pro Sekunde.
Ich sehe ein, dass es sich bei Brüchen nicht um so fluffige Zahlen handelt, aber die Abweichung ist ziemlich arg. Da hätte man sicher einen besseren Vergleich finden können (so groß wie sechs Handballfelder z.B., das stimmt fast genau)

Aber auch andersrum gerechnet stimmen die Zahlen nicht.

Von 1950 - 2003 wurden 17.000.000 qkm vernichtet (von 36 Mio auf 19 Mio. verringert - nebenbei bemerkt, warum gibt es keine neueren Zahlen?)
Das sind 320.755 (gerundet) qkm pro Jahr (also 17 Mio qkm in 53 Jahren)
Ausgehend von den 17 qkm/Stunde (x24 Stunden x365 Tage) komme ich aber nur auf 148.920 qkm pro Jahr.
Entweder hat sich der Regenwaldverlust dramatisch verlangsamt, was eine gute Nachricht wäre, oder die Zahlen der letzten 53 Jahre passen nicht zu den 17 qkm/Stunde.



Das mag nun vielen wie Erbsenzählerei vorkommen aber ein bisschen rechnen finde ich bei einem zweiseitigen Bericht nicht zuviel verlangt - selbst in einem Boulevardblatt.
Dann könnte man die Quellen ja nebenbei auch mal fragen, wieso sie mit so falschen und alten Zahlen hantieren.
So ist der Bericht mehr als ärgerlich und auch nicht sehr glaubwürdig. Ich würde mir mehr Sorgfalt und Genuaigkeith bei solchen einfachen Zahlenbeziehungen wünschen.

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